Geschichte

In den 60-zigern gab es für viele Musikfans in Sachsen nur eine Frage: 'Beatles' oder 'Stones'.
'Stoned' waren auch 5 junge Leute - 'TACTON'.

Die Wiege der 'Combo' (offizieller damaliger Kulturjargon) stellten Mitte der 50-ziger
die Brüder Enzmann mit den 'Amigos' in Mittweida auf. Der Name 'Tacton' setzt sich vermutlich aus
'Takt' und 'Ton' zusammen und bedarf auch keiner englischen Aussprache. Oder man hat einfach den Namen der DDR-Schlagzeugfirma genommen, der vorn auf der großen Trommel stand.

Nach einigen Umbesetzungen stießen Thomas 'Zschock' Zschockelt (d,voc), Volker Fritzsche (g,voc)
und Wolfgang 'Schneidex' Schneider (g) dazu und das 'Heart of Stone' begann zu schlagen.

Immer als 'Street Fighting Men' gegen AWA (Anstalt zur Wahrung der Aufführungsrechte),
ABV (Abschnittsbevollmächtigter der Volkspolizei) und Kreiskulturreferat konnten sie doch ihren
'ständig begleitenden Fans' - Zitat Bernd 'Zwintsch' Schmieder (b, leider schon bei Brian Jones) - immer wieder 'Satisfaction' geben.
Selbst die NVA konnte die Jungs nicht gleich auseinander bringen.
Ein neuer 'Mick' - Ditti - und ein neuer 'Charly' - Manne - kamen.
Aber 1974 war dann doch alles 'It's all over now'.

1993 wurden zarte Kontakte zwischen den in alle Bundesländer verstreuten Tactonern aufgenommen. Erste Konzerte in Volker's Garten schreckten nicht nur die Nachbarn auf.
Doch so richtig 'Live on Stage' - daran glaubte keiner mehr.
Aber ein Fan aus alten Zeiten und immer noch aktiver Bassgitarrist Fredy Lieberwirth von 'Gipsy' Thalheim setzte dann allen die Pistole auf die Brust. Jetzt rollen sie wieder ab und zu.
It's not 'The Last Time' but always 'Good times'.

40 Jahre TACTON 1968 - 2008

Eigentlich könnte man ein Buch darüber schreiben.
Oder ein Fotoalbum mit Begleittext.
Die Idee war da, aber der tägliche Streß ...
Wir machen das einfach so. Alte Bilder und kleine Geschichten kann man ja auch hier ablegen.
Wer noch was in seinem Gedächtnis oder seinem Foto-Schuhkarton findet, kann es ja an uns schicken.
Es sind ja schon eine Menge eingetroffen. Danke schön.


Ach so, Bilder. Anklicken, dann öffnet sich ein Fenster. wie am Adventskalender.


Es war einmal vor langer, langer Zeit...

Wie schon oben geschrieben, sind die Gebrüder Enzmann unsere Geburtshelfer.
Volker hat also Diethart Enzmann besucht. Herbert Enzmann ist leider auch schon verstorben.
Aber Diethart hat allerhand über die Vorgänger erzählt.

1955 - 1956 Klubhaus - Combo


1957 - 1960 Stern-Combo

Der Mann am Bass ist Herbert. "Eigentlich nur hingestellt" sagte Diethard, der Mann mit der Trompete.
Von links nach rechts :
Herbert Enzmann (Bass), Helmut Scholz (Schlagzeug), Peter Moreth (Klavier),
Diethard Enzmann (Trompete),Reiner Tropschug (Tenorsax), Heinz Nötzold (Akkordeon)


1960 - 1963 Manfred-Urban-Combo


1964 - 1967 Amigos Hier die Amigos am 1. Mai 1966 im Kreiskulturhaus Hainichen.
Diesmal in der Besetzung :
Hermann Gröschel (Schlagzeug), Herbert Enzmann (Gitarre),
Diethard Enzmann (Trompete, Sax), Bernd Mell (Gitarre),
Bernd Schlegel (bassgitarre), Eberhard Pfeil (Sax)

Nochmal die Amigos.
Ziemlich unscharf, aber mit "Zwintzsch" ganz links.
Besetzung :
Bernd Schmieder (Bassgitarre), Bernd Mell (Gitarre), Herbert Enzmann (Gitarre),
Heinz Wildemann (Sax), Diethard Enzmann (Trompete, Sax),
Bruno Wildemann (Trompete)


1968 Tacton-Combo

Jetzt die legendäre TACTON Besetzung am 23. Mai 1969.
Thomas Zschockelt, Bernd Schmieder, Wolfgang Schneider und Herbert Enzmann.
Leider ohne Volker, der zur Schichtarbeit war.
Welch gepflegte Erscheinung !
Man beachte die Gitarre von Herbert. Eine Eigenkreation. Es mußten immer viel Knöpfe dran sein.
Die meisten ohne Funktion.
Auch der Beatlesbass war eine Sonderanfertigung eines uns leider heute unbekannten Gitarrenherstellers.
Die Anlage REGENT 60, MV3, die Mikrophone, die Gitarren - alles gehörte Enze.
Das war für uns "armen" Schüler oder Lehrlinge ja nicht schlecht.


Wie ist man denn damals Auftrittsort gekommen ?

Keiner hatte ja ein Auto. 'Ne MZ, JAWA oder Schwalbe war ja schon das Größte.
TACTON kam immer mit dem Taxiunternehmen Willi Härtel (Hertel ?) aus Mittweida.
Ein WOLGA M21 mit Anhänger.
Volker : "Einmal mußten wir über den Kriebsteiner Berg.
Der Wolga mit seinen 3 Gängen und seinen 60 - 70 PS (?) hatte da so seine Schwierigkeiten.
Das Kommando von Willi lautet - Rauspringen.
Und wir sind dann rausgesprungen während der Fahrt.
Oben hat dann das Taxi wieder gewartet."

Natürlich passten auch nicht alle ins Taxi.
Da ist man eben mit dem Zug oder Bus angereist. Meistens gemeinsam mit den Fans.



Ein anderes Abenteuer erlebten wir mit Willi beim Auftritt im Modul Karl-Marx-Stadt.
Alles war vom Hänger geladen, auf die Bühne geschleppt (Roadies gab's noch nicht)
und "Tschüß, Willi".
Irgendwie merkten wir aber 5 Minuten später, das die Verstärker fehlten !
Die lagen auf der Rückbank.
Was tun ?
Glücklicherweise waren ein paar "Freunde und Helfer" - die Volkspolizei - zufälligerweise zur Stelle.
Die sausten mit Tatü-Tata dem Willi hinterher und haben ihn dann auch noch erwischt.
Der Abend war gerettet !


Proberaum

Geprobt haben wir immer im Steinzeugwerk Mittweida.
Die Miete wurde als kostenloses Spielen auf dem Betriebsfest einbehalten.
Später wollten sie uns aber nicht mehr hören !
Proben durften wir aber trotzdem. Das war im Winter vor allem sehr schön, weil sehr warm.
Denn der Brennofen lief immer.
Allerdings war die Heimfahrt manchmal beschwerlich. Im Winter. Tiefe Schneefurchen auf der Straße.
Ja, das gab es damals noch !
Nachdem ich mich (Wolfgang) das 3. Mal mit meiner Schwalbe in so einer Furche hingelegt hatte,
hat dann Zschock den Lenker übernommen. Dann ging es sturzfrei nach Hause.
Die große Trommel auf dem Rücken.




"Weißer Hirsch" Merzdorf

Das war ja nun die absolute Hochburg für Auftritte von TACTON.

Hier eine historische Postkarte um 1900.    

Der Weiße Hirsch wurde von den Wirtsleuten Martin und Rosel Hanusa geführt.
Die Tanzveranstaltungen organisierte der Dorfklub unter Leitung von Alfred Kempe.
Schon die großen Brüder sind dahin gegangen. Allerdings später nicht mehr. Da war das ja ein "Beatschuppen".
Anfangs wurde noch auf ordenliche Kleidung geachtet. Später kam man schon mal mit Jeans rein, falls man welche sein Eigentum nannte.
Der Dorfklub war es auch, der bekannte und weniger bekannte Gruppen aus der ganzen DDR zu Auftritten nach Merzdorf lotste.
Wenn das nur nicht schon so lange her wäre und das Gedächtnis ...



Aber auch die Phudys waren da.
Und nicht zu vergessen - Edda Cameron !

Damals gab es viele kleine Dorfgasthäuser, die etwas für die Jugend unternahmen.
Also nicht so FDJ-mäßig, sondern was die Leute auch hören wollten.
Oft half die Abgeschiedenheit zu größeren Städten oder paar Schnäpse für "Überwacher", um nicht gleich einem Verbot zu befürchten, wenn mal nicht die heilige Regel 60 : 40 (60 Osttitel : 40 zugelassene Westtitel) eingehalten wurde.
Das machten ja auch die wenigsten. Wer wollte schon DDR - Schlager anhören !

In Merzdorf war auch meistens Freitags was los. Damit hatte man dann am Sonnabend und Sonntag Zeit, wo anders einzurücken.
Oder sich auf dem Sofa für den nächsten Freitag auszuruhn ! Hier paar Bilder aus dieser Zeit.
Wie gesagt, gepflegtes Aussehen.




Meinersdorf

Da waren wir auch viel, wie man aus den gesammelten Anzeigen aus der "Freien Presse" von 1970 sehen kann.



Wenn wir auch manchmal die Tac-Ton-Combo waren ...
Oder 'ne Kapelle ...
Oder ein Jugendtanzorchester ...
Alles nur, um sich der "Beobachtung" zu entziehen.

Wird fortgesetzt.